■ Kommentar: Intelligente Gegenwehr
Nur dagegen zu sein reicht nicht aus. Zwar ist absehbar: Das vom Investor Botag geplante riesige Einkaufszentrum in Kreuzberg würde vielen Einzelhändlern den Garaus machen. Unterm Strich würden mehr Arbeitsplätze verlorengehen, als neue hinzukommen. Und die Lebensqualität vieler AnwohnerInnen im Wrangel-Kiez würde sinken, weil sie längere Wege zurücklegen müßten, um Milch und Brot zu kaufen. Also Versammlungen abhalten, Flugblätter schreiben und Protestdemos organisieren, um das Megaprojekt mit mehr als der doppelten Verkaufsfläche des Europa-Centers zu kippen?
Das sollte man machen – es ist aber nicht genug. Eine alternative Planung muß her, die dem Stadtteil nicht schadet. Denn die Botag-Manager haben an einem Punkt recht: In der südöstlichen Ecke von SO 36 fehlen einige attraktive Läden und ein großzügig angelegter Supermarkt, die einigermaßen angenehmes Einkaufen gestatten. Die Botag stößt in eine tatsächlich vorhandene Angebotslücke vor. Vor diesem Hintergrund sollte man sich nicht darauf verlassen, daß der Senat das Projekt abbläst. Die Verwaltung wird versuchen, einen Kompromiß zu finden. Und wer die Gegenwehr jetzt intelligent organisiert, kann darauf Einfluß nehmen. Gut für den Stadtteil wäre etwa das ursprünglich geplante Technologiezentrum mit Produktion und Forschungsbetrieben, allerdings ergänzt durch größere Einzelhandelsflächen als ursprünglich vorgesehen. Ein mittlerer Supermarkt und ein Baumarkt mit insgesamt 2.000 statt 15.000 Quadratmeter Fläche gingen schon in Ordnung. Schließlich muß man auch nicht jedem Einzelhändler nachweinen, der einem die Joghurt für 3,50 Mark verkauft. Hannes Koch
Bericht Seite 26
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