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KommentarEinem Mitläufer auf der Spur

■ Warum Wilhelm Koch nicht der geeignete Stadionpatron ist

Die Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli hat mehr Fragen aufgeworfen, als sie zur Klärung beitragen konnte. Deshalb ist die Einsetzung einer Kommission, die die Vorwürfe gegen den Ex-Präsidenten Wilhelm Koch überprüfen soll, richtig.

Unklarer denn je ist seit Freitag abend, wie Koch zu seinem Vermögen gekommen ist, das es ihm auch ermöglichte, den FC finanziell zu unterstützen. Die Behauptung, Koch habe seinen Besitz zu einem nicht unerheblichen Teil den Nazis zu verdanken, kann vorerst nicht in dieser Eindeutigkeit aufrechterhalten werden. Die von Hans Apel verlesenen Aussagen der Koch-Töchter und der Auftritt dessen Enkels weisen in eine andere Richtung.

Ob sich diese Beschuldigung am Ende als vollkommen haltlos erweisen oder doch kein „großes Unrecht“sind, wie viele ältere FC-Mitglieder meinen, hat das Untersuchungsgremium zu klären. Koch und seine Angehörigen haben aber ein Anrecht darauf, daß mit größtmöglicher Sorgfalt und Vorurteilsfreiheit recherchiert wird. Schon deshalb, um etwaigen Dolchstoßlegenden den Nährboden zu entziehen.

Die Kommission kann allerdings niemandem die Entscheidung abnehmen, wie er das Verhalten Kochs in der Nazi-Diktatur bewertet. Trotz einer fundierten Aufarbeitung ist es letztendlich eine emotionale Sache, abhängig von eigener Biographie und persönlichen Erfahrungen. Der Streit wird dem FC St. Pauli deshalb nicht erspart bleiben. Er wurde nur vertagt, die sofortige, totale Eskalation vermieden.

Für die Frage, ob das Stadion umbenannt werden soll, ist das Untersuchungsergebnis jedoch irrelevant. Die FC-Spielstätte darf nicht länger Wilhelm-Koch-Stadion heißen. Als Namensgeber dient ein erwiesenes Ex-Mitglied der menschenverachtenden NSDAP. Eine Tätigkeit in einer Widerstandsgruppe erwähnte Koch während seines Entnazifizierungsverfahrens aber nicht.

Auch wenn es in der Praxis anders aussieht: Für die Widmung von öffentlichen Plätzen oder Einrichtungen, also auch einer Sportstätte, haben besondere Maßstäbe zu gelten. Die Namensgeber müssen über jeden Zweifel erhaben sein. Diese entscheidende Voraussetzung erfüllt Koch nicht. Ein aktenkundiger „Mitläufer“ist als Stadionpatron ungeeignet. Clemens Gerlach

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