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■ KommentarStasi goes West

Viel Aufmerksamkeit hat die Arbeit des Stasi-Beauftragten des Landes bisher nicht auf sich gezogen. Nicht umsonst ist die Sprache um „Gauck-Behörde“ und „gaucken“ bereichert worden – und nicht etwa um „gutzeiten“. Denn die Landesbehörde dient nur der Beratung und der Aufklärung und hortet keine Aktenbestände. Dennoch ist die Weiterarbeit von Gutzeit wichtig.

Denn das Problem Stasi ist auch acht Jahre nach dem Mauerfall längst nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Das Outing der Medien, die jeden Monat eine andere Sau durchs Dorf trieben, ist vorbei. Geblieben ist in der Öffentlichkeit Desinteresse und das Bedürfnis nach einem Schlußstrich. Daß die Betroffenen das ganz anders sehen, zeigen allein die täglich etwa 700 Anträge auf Akteneinsicht bei der Gauck-Behörde. Wie brisant das Thema Stasi und SED im Osten noch ist, zeigt nicht zuletzt die Debatte in der PDS um die Bundestagskandidatur von Manfred Müller, der die SED-Verbrechen beim Namen nennt und dafür um seine Kandidatur fürchten muß. Doch Gutzeit hat auch klargemacht, daß das Thema Stasi gesamtdeutsch gilt. Im Westen der Stadt steht nicht nur eine Überprüfung der unteren Polizeiränge an. Vor allem fehlt bisher eine Debatte über die nach Gauck- Angaben 30.000 IM in Westdeutschland, viele von ihnen in West-Berlin. In der Aufklärung über die bisher kaum bekannte Stasi im Westen müßte für Gutzeit in den nächsten fünf Jahren ein weites Aufgabenfeld liegen. Über die Bedingungen, unter denen die Menschen in der DDR zu Spitzeln wurden, wissen wir inzwischen eine ganze Menge. Warum jemand allerdings im Westen freiwillig seine Freunde und Ideale an die Stasi verkaufte, darüber rätseln wir noch immer. Bernhard Pötter

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