■ Kommentar: Tropf endlich abdrehen
Irgend etwas scheinen die Chefärzte falsch zu verstehen, wenn von „öffentlichen“ Krankenhäusern die Rede ist. Offenbar meinen die Mediziner, es handele sich um eine Art offene Kasse zu ihrer freien Verfügung. Deswegen wird die Debatte über ihre Nebeneinkünfte zu einer unendlichen Geschichte, bei der der bündnisgrüne Abgeordnete Bernd Köppl langsam in die Rolle eines Querulanten gerät. Dabei verlangt dieser nur etwas ganz Selbstverständliches: daß die gutbezahlten Mediziner nicht auf Kosten der Allgemeinheit und mit staatlicher Hilfe ihr Gehalt erhöhen dürfen und quasi zum Nulltarif dabei die Gerätschaften nutzen dürfen. Das ist nicht nur in Zeiten knapper Kassen eine einsichtige Forderung.
Doch raffgierige Mediziner sind nur eine Seite des Problems. Sie müssen sich schließlich ermutigt fühlen bei ihrer Abzocke, wenn trotz mehrfachen Beschlusses des Parlaments die Wissenschaftsverwaltung einfach auf Durchzug stellt. Welchem Chefarzt sollte man es verübeln, weiterhin an den profitablen Nebeneinkünften festzuhalten, wenn der Wissenschaftssenator Radunski (CDU) komplizenhaft dazu nickt. Allen anderen Beteiligten aber darf dies nicht egal sein – auch nicht den Krankenkassen. Sie machen sich schließlich unglaubwürdig, wenn sie in diesen Tagen den Berlinern ein „Notopfer“ von 20 Mark zugunsten der Krankenhäuser abverlangen, wenn dies Geld dann in den Taschen der Chefärzte landet. Deutlich machen müssen außerdem das Parlament, ob es endlich ernst genommen werden will, und die Finanzsenatorin Fugmann-Heesing, ob sie den Ärzten weiterhin jährlich 20 Millionen Mark schenken will, während an den Kitas gekürzt werden muß. Gerd Nowakowski
Bericht Seite 22
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