Kommentar: Herrschaftswissen
■ Warum die atomaren HEW mit rot-grünen Gutachten kein Entsorgungsproblem haben
Der Mann hat vermutlich leider recht. Die reine Absichtserklärung des rot-grünen Hamburger Senats, spätestens am Silvesterabend 2002 auf den Einstieg in den Atom-Ausstieg anstoßen zu wollen, muß HEW-Chef Manfred Timm keine Sorgen bereiten.
Denn der Herr der Kerne ist auch Herr der Zahlen. Und über selbige schweigen er und seine Vorstandskollegen in hanseatischer Zurückhaltung. Wie ihre Berechnungen über die behauptete Rentabilität der HEW-Atommeiler zustandekommen, behalten sie fein für sich.
An diesem Herrschaftswissen kommt kein Gutachter vorbei, der belegen will, daß neuartige GuD-Kraftwerke billiger Strom produzieren können. Eine erste derartige Expertise, die vor einem halben Jahr die GAL erstellen ließ, enthielt denn auch zu viele Unbekannte, als daß die Atommanager mit ihrer Entsorgung ein unlösbares Problem gehabt hätten. Doch nur über den Nachweis, daß Energie billiger erzeugt werden kann als in AKWs, lassen sich jene endlagern.
Dazu aber muß der politische Wille zum Ausstieg nicht nur auf dem Papier einer Koalitionsvereinbarung fixiert, sondern in der Praxis bewiesen werden. Die dezidierte und detaillierte Prüfung des Geschäfts- und Bilanzgebarens der HEW ist die vordringliche Aufgabe, vor der das Kontrollgremium des Stromkonzerns steht: der Aufsichtsrat.
Dessen Rats-Herren Runde und Porschke werden sich daran messen lassen müssen, ob sie bereit und auch fähig sind, es den Herren der HEW weder recht noch billig zu machen.
Sven-Michael Veit
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