Kommentar: Neujahrs-Friedensengel
■ Innensenator betreibt Eigenwerbung
Der Polizei gebührt Anerkennung für den Sielwall-Einsatz. Besonnen feierten die meisten BeamtInnen mit der „gewaltbereiten Szene“, so Innensenator Ralf Borttscheller (CDU), Silvester. Viele der Mannschaftswagen waren mit Konfetti geschmückt, einige „Bullen“böllerten sogar mit dem Volk um die Wette. Bei Auseinandersetzungen ging es meist recht gesittet zu. Und das, obwohl die PolizistInnen wohl auch lieber auf eine gute Party gegangen wären.
Doch das werden sie auch im kommenden Jahr wieder nicht können, kündete Borttscheller bereits gestern an. Gibt es doch angeblich immer noch besagte „400 bis 500 Autonome“. Und über die freut sich unser Innensenator jedes Silvester ein Loch in den Bauch. Einfach 1.000 PolizistInnen zum Sielwall abkommandieren und sich an Neujahr wieder selbst beseiern, als Bremer Friedensengel.
Doch Borttschellers PR-Kampagne in eigener Sache geht zu Lasten anderer. Sie kostet auf die Dauer Millionen Mark aus dem Steuersäckel. Und sie bekämpft nicht die Ursache. Das Geld wäre wesentlich besser im schwindsüchtigen Jugend- oder Sozial-Etat aufgehoben. Zusätzlich sorgt die Aufrüstung vor Ort nicht für Deeskalation, eher für ein beklemmendes Klima, das irgendwann explodieren wird. Vor allem, wenn verdrossene PolizistInnen keine Lust mehr auf Silvester am Sielwall haben und kein Deeskalations-Konfetti mehr im Mannschaftswagen aufhängen. Jens Tittmann
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