Kommentar: Danaer-Geschenk
■ Privat-Unis werden überfällige Universitätsreformen behindern
„Fürchte die Danaer und ihre Geschenke!“mahnte Kassandra – doch in der belagerten Festung Troja überwog die Begeisterung über das prächtige Holzpferd, welches die Griechen (Danaer) angeblich zum Abschied hinterlassen hatten – in der Nacht kletterte die griechische Soldateska aus dem Pferdebauch. Troja wurde niedergebrannt.
Ganz so schlimm wird es den Hamburger Hochschulen nicht gehen, sollte sich die ZEIT-Stiftung für das Angebot einer „Law School“entscheiden und die Wissenschaftsbehörde ihr Ja-Wort geben. Doch könnte sich erweisen, daß sich dieses Geschenk am Ende als Gegenteil dessen erweist, was es zu bewirken verspricht.
Kleine, feine Elite-Unis sollen sich aus dem grauen Meer der Massen-Unis abheben, danach sehnen sich derzeit führende Köpfe aus Wirtschaft und Politik. Mit strengen Aufnahmeprüfungen, Studiengebühren und Leistungsstipendien wollen sie einer winzigen, hand- und geldverlesenen Minderheit von Studierwilligen den Weg nach ganz oben bahnen. Damit aber wird die Axt an die Wurzel des deutschen Hochschulsystems gelegt, das gerade durch seinen breiten Bildungsanspruch jene Ausbildungserfolge zeitigt, um die uns vor kurzem noch die Welt beneidete.
Statt privater Ausbildungsghettos für Führungskräfte mit all ihren Inzuchterscheinungen brauchen wir eine grundlegende Erneuerung der öffentlichen Hochschulen. Gelingt sie, dann entstehen auch dort – und zwar weit besser und demokratischer – jene Eliten, von denen Hamburgs Privatuni-Träumer schwärmen. Florian Marten
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen