■ Kommentar: Offene Klientelpolitik
Flughafenplanung in Berlin ist ein Synonym für Verschwendung von Steuergeld. Nachdem Hunderte von Millionen Mark beim Ausbau von Schönefeld verschleudert wurden, kommt Eberhard Diepgen nun mit einem Plan, der ein ähnliches Desaster bringen könnte: Der Aufsichtsrat der BBF soll etwa 120 Millionen Mark für einen zeitweiligen Ausbau Tegels freigeben. In der Tat platzt Tegel aus allen Nähten. Doch gegen die einfachste Lösung, den Flugverkehr auf den nur halb ausgelasteten Flughafen Schönefeld umzulenken, spricht die dreifache Angst der CDU: Vor der Zumutung an die eigene, Westberliner Klientel, von Schönefeld zu fliegen; vor der Zumutung an die ÖTV- organisierte Belegschaft, im Osten zu arbeiten; und vor der „wirtschaftsfeindlichen“ Zumutung an die Fluglinien, nach Schönefeld umzuziehen. Gegen den Tegel-Ausbau jedoch spricht die politische Verpflichtung, die Berlin, Brandenburg und der Bund für eine Stärkung Schönefelds eingegangen sind – und vor allem das beste Argument überhaupt: das Geld. Immerhin hat der Finanzausschuß der BBF sich gegen den Tegel-Ausbau gewandt. Grund: Unwirtschaftlichkeit und Gefährdung des Schönefeld-Projekts. Wenn sich Diepgen für Tegel stark macht, zeigt er offen, daß ihn die Interessen des Landes an einer vernünftigen Finanzierung der durch politische Schlamperei ohnehin stark verschuldeten BBF weniger interessieren als die Bedienung der eigenen Klientel. Bernhard Pötter Bericht Seite 22
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