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KommentarAuf dünnem Eis

■ Irak-Krise: Kofi Annan riskiert mit seiner Bagdad-Reise einiges

Kofi Annans morgige Reise nach Bagdad ist die erste Vermittlungsmission des UNO-Generalsekretärs in einem aktuellen internationalen Konflikt. Seine ersten 14 Amtsmonate waren geprägt von Bemühungen um die Organisationsreform der UNO und die Begleichung der immensen Altschulden Washingtons bei der Weltorganisation. Ersteres gelang Kofi Annan bisher höchstens ansatzweise, letzteres überhaupt nicht. Entsprechend groß ist die Unzufriedenheit bei einer Mehrheit der 185 UNO-Mitglieder. Könnte Annan eine diplomatische Lösung vermitteln, mit der ein neuer Golfkrieg verhindert wird, würde das sein Standing innerhalb der Weltorganisation und auch gegenüber den USA erheblich stärken.

Doch die Geschichte aller bisherigen Vermittlungsbemühungen in Bagdad läßt ein Scheitern des Generalsekretärs als das wahrscheinlichere Szenario erwarten. Vor dem letzten Golfkrieg im Januar 1991 reisten Annans Vorvorgänger Pérez de Cuéllar, Willy Brandt und zahlreiche andere international hochangesehene Persönlichkeiten zum Teil mehrfach nach Bagdad. Die meisten kamen mit leeren Händen zurück. Die wenigen, die damals von Saddam Hussein oder Außenminister Tarek Aziz gewisse Zusagen erhielten, wurden nach deren Veröffentlichung durch prompte Dementis aus Bagdad desavouiert. Dieselbe Erfahrung machten in der aktuellen Krise in den letzten Wochen unter anderen die Außenminister und Unterhändler Rußlands, Frankreichs und Ägyptens.

Selbst wenn dem UNO-Generalsekretär diese Erfahrung erspart bleibt, ist es wahrscheinlich, daß zumindest Washington das Ergebnis seiner zur „letzten Chance auf eine friedliche Lösung“ hochstilisierten Reise nach Bagdad für unzureichend erklärt. Danach bliebe dem Generalsekretär nur noch die Möglichkeit, den von den USA vorbereiteten militärischen Maßnahmen gegen Irak zuzustimmen und ihnen damit quasi den Segen der UNO zu geben.

Das aber würde die Unzufriedenheit einer Mehrheit der Mitgliedsstaaten noch verstärken und die durch den und seit dem Golfkrieg von 1991 bereits erheblich geschwächte Institution der UNO noch weiter schwächen. Nicht auszuschließen, daß die erste internationale Vermittlungsmission von UNO-Generalsekretär Annan auch die letzte seiner Amtszeit ist. Andreas Zumach

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