Kommentar: Im Dienstleisterpelz
■ Bürgerbefragung legitimiert alles
Wer gute Dienste leisten will, braucht Fakten über seine Kunden. . Das hat jetzt auch die Polizei erkannt und Fragebögen an Bremens BürgerInnen versandt. Wie hätten Sie–s denn gern? lauten vom Tenor her die Fragen. Zuviel Hundedreck im Vorgarten? Zuviele gelbe Säcke und zuviel Verkehr in den Straßen? Kein Problem, die neue Bremer Polizei ist in Zukunft für alles da. Für jeden und das jederzeit, das beweisen gerade die neuen Kontaktbereichsbeamten im Modellversuch West mit ihrer starken Präsenz auf den Straßen. Die Polizei bewegt sich auf Reformkurs, und wer für bürgernahe Behörden ist, darf dies auch zu Recht beklatschen.
Doch hinter den schönen Formeln „Dienstleistung“und „Kundenzufriedenheit“steckt noch eine andere Wirklichkeit: Was die Kunden Bürger stört, wird weggemacht. Das gehört sich eben für einen Dienstleister. Und wenn irgendwelche Bettler störend an der Ecke herumlungern, steht auch hier die Polizei als Freund und Helfer bereit. Egal wie subjektiv das Empfinden der Kunden auch sein mag, jetzt wird zugepackt – natürlich stets im Sinne der Dienstleistung. Mit politischer Stimmungsmache hat das überhaupt nichts zu tun. Eine bessere Vorlage für seine repressive Politik konnte sich CDU-Innensenator Ralf Borttscheller gar nicht von seinen Polizisten erarbeiten lassen.
Katja Ubben
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