■ Kommentar: Kein Weg zurück
Autoklau und Diebstähle nahezu im Akkord und unter dem Blick der Öffentlichkeit – am vorläufigen Ende dieser Karriere mit hysterischen Zügen steht für den 13jährigen O. nun zumindest für einige Wochen die Psychiatrie. Eine Lösung ist das nicht – genausowenig wie die autoritären Vorschläge, den Jungen in Verwahranstalten zu stecken. Im Medienrummel geht es aber längst nicht mehr um den 13jährigen Jungen und seine Probleme. Er ist in der aus den Fugen geratenen Sicherheitsdebatte zum Sturmbanner für jene Fraktion geworden, die Wegschließen für eine Lösung hält.
Die Boulevardpresse und die Christdemokraten übertrumpfen sich in der Beschuldigung, die bündnisgrüne Jugendstadträtin Rodé sei unfähig, das Flüchtlingskind in den Griff zu bekommen. Doch auch jeder CDU-Jugendstadtrat, der an das Wohl des Kindes denkt, hätte das gleiche Problem wie Rodé. Berlin hat keine geschlossenen Heime – und das ist gut so. Abgeschafft wurden sie 1990 als Endpunkt einer langen Debatte unter Pädagogen: Geschlosssene Heime sind nicht nur teuer, sondern geradezu eine Ausbildungszentrum für eine spätere kriminelle Laufbahn. Wer dies fordert, sorgt selbst für die kriminelle Bedrohung der Gesellschaft, mit der derzeit Angst geschürt wird.
Die Lösung für die zahlenmäßig kleine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die wie O. eine Vielzahl von kriminellen Delikten verüben, kann deshalb nur in intensiven pädagogischen Maßnahmen liegen. Dazu gehören Kleingruppenbetreuung oder auch die häufig kritisierten Auslandsaufenthalte. Solche Ansätze sind teuer und für die Betreuer mühsam, zumal ein Erfolg nicht garantiert ist. Gesellschaftlich aber ist das immer noch der billigste Weg. Das ist unbefriedigend für ein Publikum, das einfache Lösungen will. Aber eine demokratische Gesellschaft muß diesen Zielkonflikt zwischen dem Recht auf Sicherheit und den Interessen des Kindes aushalten. Gerd Nowakowski
Bericht Seite 22
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