Kommentar: Wird Schule brutal?
■ Normales Engagement reicht aus
Kinder können brutal sein. Auch Fünfjährige wissen, daß schwächere Kinder sich leichter verprügeln lassen als die großen. Und die Fähigkeit, sich zum Zwecke von Gemeinheiten mit anderen gemeinzutun, erlernt man nicht erst in der Schule. Fragt sich nur, wann zum gewohnten Hauen, Kratzen, Schlagen im Schulalltag die Gewissensbisse hinzukommen. Erschreckend nämlich ist nicht, daß Elfjährige fies sind – stutzen sollte man aber, wenn sie auch noch in diesem Alter von den alltäglichen Gemeinheiten berichten, als erzählten sie vom gestrigen Kinobesuch. Dann nämlich ist Schule heutzutage vielleicht wirklich noch ein bißchen gruseliger, als sie es schon in der gern zitierten eigenen Schulzeit war.
Kaum vorstellbar, daß die Rückkehr zur Stundentafel hier der rechte Weg zur Gewissensbildung ist. Bandenbildung läßt sich durch Gemeinschaftskunde nur unzureichend verhindern. Großangelegte Sozpäd-Projekte aber sind es wohl auch nicht, die das Leben in der Jugendhorde erträglicher gestalten. Ein Engagement in normalen Maßen da schon eher. Ohne Lehrer, die sich spätestens nach drei Tagen einmal erkundigen, warum da einer ihrer Schüler fehlt, kann man alle anderen Maßnahmen nämlich sowieso vergessen. Und mit Schulleitern, die nach dem Sprichwort 'Aus den Augen, aus dem Sinn' handeln, braucht man auch nicht über den Lebensraum Schule zu sprechen. Fritz v. Klinggräff
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