Kommentar: Spurlose Spur
■ Warum Lübecks Staatsanwaltschaft an neuen Ermittlungen wenig Interesse hat
Was gerade in Lübeck geschieht, ist eine Sensation. Nicht etwa, daß Maik W. sich selbst beschuldigt hat, das Feuer in der Hafenstraße gelegt zu haben. Das hat er schon mehrfach getan. Doch diesmal wird es öffentlich zur Kenntnis genommen – auch von der Staatsanwaltschaft. Und die leitet sogar ein neues Ermittlungsverfahren ein. Das hatte sie bislang erfolgreich vermieden – Indizien hin, Geständnisse her.
Das Ergebnis der neuen Untersuchungen steht allerdings schon fest, ehe sie richtig aufgenommen wurden: Die Spur ist „nicht heiß“. Sicher, ein Geständnis, das widerrufen wurde, kann niemanden vor den Kadi bringen. Doch bei Safwan Eid reichte für einen Prozeß aus, daß jemand in der Hektik der Rettungsarbeiten den Satz gehört haben will: „Wir warn's“. Und zweitens gibt es, was die vier Grevesmühlener Jugendlichen betrifft, nicht nur Selbstbezichtigungen, sondern handfeste Indizien.
Die allerdings werden seit zwei Jahren ignoriert. Es „gibt keine Wende“, ist nicht nur eine Beschwichtigung. Es ist auch die Vorwegnahme eines Ergebnisses, das bei unbefangenen Untersuchungen jetzt noch nicht feststehen dürfte.
Daß die Lübecker Ankläger kein Interesse daran haben, den Fall neu aufzurollen, ist nicht zu übersehen. Dann nämlich müßten sie eingestehen, daß einige Fragen offen sind, von denen behauptet wurde, sie seien beantwortet. Und auch, daß etliche Asservate mittlerweile vernichtet wurden.
Schließlich ist die Spur längst „abgearbeitet“. Elke Spanner
Bericht Seite 26
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen