■ Kommentar: Öffentliche Chancen
Es mag sein, daß der Impressario und Hallenpächter Peter Schwenkow recht hat mit seiner Meinung, die mögliche Wiedereröffnung der Deutschlandhalle sei ein wahres „Himmelfahrtskommando“. Allein die Waldbühne oder die Freilichtanlage in der Wuhlheide – singende Altrocker im Olympiastadion nicht mitgerechnet – ziehen der traditionsreichen Halle über eine halbe Million Zuschauer ab. Hinzu kommt, daß die Mittel zur Sanierung von 60 bis 70 Millionen Mark noch fehlen und ein konkretes Betreiberkonzept ebenfalls nicht vorliegt.
Sei's drum. Die Kursänderung des cleveren Schwenkow, die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom entgegen seiner ursprünglichen Drohung auch bei einer Wiederbespielung der Deutschlandhalle zu managen, eröffnet nur Chancen für die Stadt. Veranstalter, die gedroht hatten, wegen zu kleiner Platzangebote in den Schwenkow-Hallen einen Bogen um Berlin zu machen, können erneut eingeladen werden. Das Ansinnen nach einer neuen teuren Megahalle, die nur mehr ein Repräsentationsverlangen befriedigt, wird damit auf Eis gelegt. Und nicht zuletzt kommt eine Nutzung der Halle denen entgegen, die nicht ohne Grund den Erhalt von Altbauten dem Abriß vorziehen.
Schwenkows Rückzieher macht darüber hinaus noch etwas anderes deutlich. Die Bespielung derart großer Hallen läßt sich nicht mit dem Maßstab privater Rentabilität messen. Die Münchener Olympiahalle etwa, ausgelastet beinahe rund um die Uhr mit Konzerten, Sport- und Messeveranstaltungen, kostet immer noch mehr als sie einbringt. Ohne öffentliche Subventionen läuft dort gar nichts. Warum soll es in Berlin anders sein? Wenn dem Senat nun das Angebot einer Investorengruppe für die Deutschlandhalle vorliegt, muß er verhandeln – vielleicht etwas geschickter als mit Peter Schwenkow. Rolf Lautenschläger
Bericht Seite 30
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