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■ KommentarHertha-Hollywood

Robert Schwan, kalkrieselnder Aufsichtsratsvorsitzender beim Bundesligisten Hertha BSC, ist dabei, den Hauptstadtklub zu einem zweiten FC Bayern München zu machen. Täte er dies mit zielsicherer sportlicher Perspektive und vor allem mit Verstand, wäre dem nichts hinzuzufügen. Doch mit Robert Schwan sind die Chaostage des „FC Hollywood“ – wie der Klub an der Isar genannt wird – nun auch an der Spree Alltag. Wollte er vor acht Tagen noch Trainer Röber und gleich die halbe Mannschaft eigenmächtig feuern, so praktizierte er am Wochenende das Gegenteil. Die „saublöde Sache“ ist nach dem Sieg gegen Leverkusen am Samstag bereits wieder Schnee von gestern. Zwar erkennt er bei der Mannschaft „noch gravierende Schwachstellen“, aber Jürgen Röber darf erst mal bleiben.

Alles prima? Wohl kaum. Schwans plötzliche Kehrtwende bedeutet nichts mehr als einen Burgfrieden, der in zwei Wochen wieder zu Ende sein könnte und nach dem man sich dann auf noch wahnwitzigere Ausbrüche gefaßt machen muß. Denn der polternde Alte aus Kitzbühel will die Jahreshauptversammlung am 11. Mai überstehen und droht schon jetzt mit Rücktritt, falls irgend jemand mit Kritik gegen ihn kommt. Das klingt nach Selbstgerechtigkeit und Senilität dazu, aber nicht nach einem Konzept oder gar dem Anspruch, den Verein mit klaren Entscheidungen zu führen. Schwan faselt bei Spielertransfers von „Knallern“, aber außer Namen herumdribbelnder Altstars hat er nichts zu bieten. Und wenn es mal wieder im Kasten kracht, sollen Röber und Hoeneß zum Arbeitsamt und ein paar „Flaschen leer“ gleich mit. Das ist beste Unterhaltung im Strunz-Stil. Aber mehr nicht. Rolf Lautenschläger

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