■ Kommentar: Museum der Gegenwart
Den gordischen Knoten, der jahrelang die Zukunft des Jüdischen Museums gefangenhielt, hat die gestrige Senatsentscheidung nun de jure zerschlagen. Zugleich beginnt für den Direktor des neuen Hauses der ungleich schwierigere Akt, dem Libeskind-Bau eine Handschrift, ein Konzept und einen Sinn zu geben. Den Diskurs darüber hat Michael Blumenthal mit Verve angestoßen. Die kulturelle Autonomie will er dahingehend nutzen, das Jüdische Museum zum zentralen Ort für jüdische Geschichte zu entwickeln: zu einem Gedächtnis- und Denkort jüdischen Lebens und Sterbens in Berlin und in Europa.
Doch Identität gewinnt das Museum nicht allein durch ein retrospektives Ausstellungskonzept – aus der Dokumentation des Holocaust, der Aufklärung oder des Humanismus. Vielmehr kommt es darauf an, die Position des Jüdischen Museums auch aus seiner Gegenwart zu begründen. Die inhaltliche Ausgestaltung und deren Vermittlung müssen von Aktualität und der Diskussion über jüdische, deutsche und europäische Lebenswelten geprägt sein. Blumenthal hat angedeutet, daß ihm dieser Aspekt wichtig ist – im Gegensatz zu den Interessen einiger jüdischer Gruppen in der Stadt und deutschen Verfechtern von „Kranzabwurfstellen“. Und auch de facto bleibt dem Senat noch etwas zu tun: nämlich diesem modernen Konzept die ausreichende Finanzierung zu sichern. Rolf Lautenschläger
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