Kommentar: Unschuldig verfolgt
■ Vasile D. muß rehabilitiert werden
Der rumänische Geigenschüler Vasile D. hat gestern am späten Nachmittag als freier Mann das Bremer Landgericht verlassen – nach Monaten der öffentlichen Vorverurteilung und einigen Wochen der Inhaftierung. Er muß als unschuldig gelten, hat das Gericht festgestellt, denn es gibt keine guten Gründe, anzunehmen, daß er den Täter zum Raub der Stradivari angestiftet hat.
Dabei war die Geschichte so schön und rund: Der Lieblingsschüler der Maria Grevesmühl, für den sie sich so eingesetzt hat, der ihr die Chance verdankt, in Bremen an der Hochschule das Fach Geige studieren zu können, ausgerechnet der verrät sie, gibt den Tip auf die wertvolle Geige und den einsamen Nachhauseweg. „Züchte Raben an deiner Brust, und sie kratzen dir die Augen aus.“ Und hinterher macht der skrupellose Rumäne auch noch, scheinheilig, ein Benefiz-Konzert. Für die Kripo war die Sache so klar, daß sie sich zum Kronzeugen der öffentlichen Vorverurteilung machen ließ. Diese Geschichte war so schön, daß sie gleich zweimal im Fernsehen verbreitet wurde.
Dem derart öffentlich Vorverurteilten hat über die langen schweren Monate geholfen, daß er einzelne Freunde hatte. Entscheidend wäre jetzt, daß alle diejenigen, die sich an der Vorverurteilung beteiligt haben, den Geigenschüler ganz deutlich und öffentlich rehabilitieren – bis hin zur Hochschule für Künste. Klaus Wolschner
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