Kommentar: Bauakten in 1-A-Lage
■ Senat will neuen Ämter-Umzugs-Tango beschließen
Der Hauptbahnhof eines Oberzentrums ist eine Eins A-Lage, sollte man meinen. In Bremen scheint das nicht der Fall zu sein. Seit Jahren steht das Postamt 5 leer, das vor nicht allzulanger Zeit von der Post für viel Steuergeld denkmalschutz-gerecht entkernt und umgebaut worden war. Es scheint so unverkäuflich, daß nun über die Unterbringung von Behörden nachgedacht wird.
Ähnliches gilt für das alte Siemens-Hochhaus. Zum Marktwert wollte der Konzern es nicht verkaufen, also kaufte es die Stadt. Nun saniert sie das alte Gebäude und bringt in bester Bahnhofs-Lage ausgerechnet die Bauakten-Bestände der ganzen Stadt dort unter. Als fiele ihnen die Ironie der Sache nicht auf, begründen die Immobilien-Experten des Finanzsenators die Belegung der guten Adresse mit Verwaltungsangestellten damit, das würde sich auf die „Vermarktung des Bahnhofsplatz-Grundstückes insgesamt positiv auswirken“. Das stimmt, wenn das Hochhaus sonst leer gestanden hätte.
Also ziehen nun wieder die Behördenmitarbeiter um, die von Bau ins Siemens-Haus, die von Umwelt in die Räume von Bau, das schafft kurze Wege, findet der Senat in der Begründung und alle denken an den Häfensenator, der nach Bremerhaven zieht, und lachen.
Zwei Jahre haben die Behörden an dieser Entscheidung gearbeitet. Wenn sie sonst nichts zu tun haben, befassen sie sich mit sich selber. Klaus Wolschner
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