Kommentar: Standortsicherung
■ Vernichtender Streit um STN
Standortsicherung – das war schon 1991 das Schlagwort, mit dem sich in Bremen alles verkaufen ließ. Vulkan-Chef Hennemann bastelte sich damit STN ATLAS Elektronik zusammen. Bezahlt wurde sein Spielzeug mit Vulkan-Aktien über eine Finanzierungsgesellschaft und teilweise zu garantiertem Kurs über zwei Jahre. Diese Standortsicherung kostete Bremen 130 Millionen Mark.
Im vergangenen Jahr wurde STN dann verkauft. Auch hier war wieder das Wort Standortsicherung in aller Munde und sogar im Kaufvertrag. Das wird vermutlich dazu führen, daß künftig der Pförtner alleine den Standort sichert. Denn welches Interesse hätte British Aerospace an einem starken deutschen Standort? Und was juckt Rheinmetall aus Düsseldorf Bremen? Und am Ende bekriegen sich jetzt auch noch die Gewerkschafter. Man streitet um Macht und um juristische Konstrukte, während das Mutterkonsortium ungestört eigene Politik machen kann.
Das wird darin enden, daß STN zerschlagen, Arbeitsplätze zu großen Teilen von Bremen zu Mutterfirmen transferiert werden, und der hiesige Standort ausblutet. Damit hat das Wort Standortsicherung beste Chancen, zum dümmsten Ausdruck des Jahrzehnts in Bremen zu avancieren. Schuld daran sind seltsamerweise diejenigen, die eigentlich für Standortsicherung zuständig sind: Politiker und Gewerkschaften. Jens Tittmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen