Kommentar: Call Center-Tarif
■ Qualifikation gegen miesen Lohn
Das Geschäft über die Call Center boomt. Bestellte man sich früher höchstens mal bei Quelle oder Otto irgendwelche Klamotten oder Haushaltsgeräte per Telefonannahme, verscherbelt inzwischen fast jeder Dienstleister seinen Service per Telefon. 1.700 Arbeitsplätze sind in der Hansestadt bereits entstanden – mindestens 300 sollen dieses Jahr noch folgen. Endlich ein Licht am Ende des langen Vulkan-Tunnels.
Vor allem RückkehrerInnen in den Berufsalltag bieten die Telefon-Jobs eine gute Chance, sich wieder in die Arbeitswelt einzugliedern. Sie alle kämpfen aber mit zwei wesentlichen Nachteilen. Erstens: Die Call Center sind verschrieen als Telefonfabriken, in denen völlig unqualifizierte Menschen irgendwelche Anweisungen notieren. Weit gefehlt – eher das Gegenteil ist der Fall. Zweitens: Die neuen Stellen entstehen obendrein in einer aktuellen Wirtschaftskrise und leiden dementsprechend beim Lohnniveau.
Darum sollten die Gewerkschaften endlich mal aufhören, sich gegenseitig zu zerfleischen, um sich die Klientel zu sichern. Stattdessen muß dringend ein (Flächen-)Tarifvertrag her. Denn zur Zeit verdienen zum Teil hochqualifizierte BeraterInnen in den Call Centern einen Durchschnittslohn von 3.700 Mark brutto, in Bremen sind's sogar noch 1.000 Mark weniger. Und das trotz mieser Arbeitszeiten und Wochenendschichten. Jens Tittmann
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