Kommentar: Schlechtes Vorbild
■ Patriarchen lenken die Handelskammer
Wenn die Bremer Handelskammer Firmen gute Ratschläge gibt, singen die Verantwortlichen gern das Hohelied von flachen Hierarchien, von Mitarbeitermotivation und kommunikativem Führungsstil. Der Streit um die Rechte des Personalrats belegt jedoch, daß diese Tugenden für die Herren des Schütting Worthülsen sind, die sie in schlauen Management-Büchern gelesen haben. Denn in ihrem eigenen Haus regieren sie ganz anders.
Daß die Kammer-Oberen sich vor Gericht bringen lassen und damit ihren hausinternen Zoff der Öffentlichkeit preisgeben, läßt sichnur mit einer völligen Gesprächsunfähigkeit erklären. Dahinter steckt das ideologisch bedingte Mißtrauen gegen Mitarbeiter, die selber denken.
Die Handelskammer sieht sich gern als Vertreterin der Wirtschaft. So rechtfertigt sie, daß von allen Unternehmen Zwangsbeiträge eingezogen werden. Aber die Kammer verengt den Begriff Wirtschaft in einer Weise, die für leistungsfähige Unternehmen nicht mehr zeitgemäß ist: Wirtschaft sind für die Kammer nur die Chefs, die nach alter Pfeffersack-Manier ihre Firmen als Patriarchen führen. Flexibel, dynamisch und kundenorientiert sind solche Firmen aber nur selten. Denn dafür braucht es motivierte Mitarbeiter. Und wie sollen Leute motiviert sein, die gegen ihre Chefs vor Gericht um ihre Rechte streiten müssen? Joachim Fahrun
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