Kommentar: Opium fürs Volk
■ Katholische Kirche Bremen eiert rum
Bremens Katholiken haben das Schlagwort der „Integration“ für sich entdeckt. Die Polen in dieser schönen Stadt müßten sich schon entscheiden, was sie wollen: „Integration oder Ghetto“, so die binärbescheuerte Alternative des katholischen Öffentlichkeitsreferenten Wilhelm Tacke. Und um bei der Entscheidung ein wenig behilflich zu sein, reißt man das Gemeindehaus im Aussiedler-Quartier Vahr nun ab: Weg mit dem Ghetto! Es lebe die Einheit! Oder, um mit Probst Ansgar Lüttel zu sprechen: „Katholisch ist man durch die Taufe, nicht durch die Nationalkirche. Es kann aus seelsorgerischen Gründen nicht richtig sein, daß hier Polnisches konserviert wird.“
Als ob Immigration so funktionieren würde. „Das ist Mentalität“, begründet der 43jährige Tupperwareverkäufer Boguslav seine Sehnsucht nach einem Ort, an dem man sich eine Stunde pro Woche Sentimentalitäten und überkommenen Formen hingeben kann. Ist sein Kirchenrat Lange, der sich darob verwundert zeigt („Schwer vorstellbar: Bei Deutschstämmigen ein polnisches Heimatgefühl?!“), wirklich so ganz und gar unberührt von solch Ungleichzeitigkeiten im Gleichzeitigen? Wollen die Katholiken ihren spät heimgekehrten Mitbürgern aufgeklärtes Bewußtsein beibringen? Vielleicht wäre es dann sinnvoller, katholische Schulen mit 50:50 polnischdeutscher Schülerschaft zu schließen, statt Kirchen. Wenn schon Religion, dann als Opium für das Volk! Fritz v. Klinggräff
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