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KommentarEiner ist keiner

■ Warum ein Kitaplatz pro Kind in Hamburg einfach nicht genug ist

Ein Kitaplatz pro Kind reicht nicht. Wenn mehr als zwanzig Drei- bis Sechsjährige in einer Gruppe herumwuseln, bewacht von einer Erzieherin und einem Praktikanten, und das den ganzen Tag, dann ist keine individuelle Betreuung mehr möglich. Die geht erst los, wenn die Bauecke sich leert und in der Puppenkiste nicht mehr jede Barbie vergriffen ist – kurz: wenn weniger Kinder im Raum sind.

Deshalb wird die Betreuung in den Tagesstätten zwangsläufig schlechter, wenn Rosemarie Raab sämtliche nicht voll genutzten Ganztagsplätze in Hamburgs Kitas zusammenschrumpfen läßt, um die Sparauflagen ihrer Behörde zu erfüllen. Das stört weniger die Mütter oder Väter, die halbtags arbeiten und sich danach zu Hause um ihre Kinder kümmern. Das Vorhaben der Schulsenatorin geht jedoch zu Lasten derjenigen, die ihre Tochter oder ihren Sohn erst abends abholen können.

Sie sind darauf angewiesen, daß die ErzieherInnen mit den Kindern ab und an zum Arzt gehen, sich das Genörgel über mieses Essen anhören oder bei den Hausaufgaben helfen. Die Tagesstätte entlastet Alleinerziehende genauso wie Haushalte, in denen beide Eltern arbeiten; von den sogenannten „benachteiligten“ Familien in sozial gebeutelten Stadtteilen nicht zu reden.

Um dem gerecht zu werden, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kalkuliert man von Anfang an mit einer bestimmten Anzahl halbgenutzter Plätze, die den ErzieherInnen Zeit und Freiraum sichern. Oder man verkleinert die Gruppen. Solange das jedoch nicht passiert, ist ein Kitaplatz pro Kind zu wenig.

Judith Weber

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