Kommentar: Interessante Allianz
■ Grüne und Polizei rücken zusammen
Der Vorschlag ist mutig, provokativ und wahrlich innovativ: Bremer PolizistInnen könnten beim nächsten Castor-Transport durch Abwesenheit glänzen, indem sie sich krank melden. Falls das passieren sollte, wäre das ein weiteres deutliches Signal gegen die Atompolitik der Bundesregierung und eine Aufforderung für Schröder, nach der Wahl nicht einfach ein „Weiter so“ zuzulassen. Die Kritik der Polizei ist auch ein Eingeständnis, daß die Grünen mit ihrer Anti-Atom-Politik in der Vergangenheit nicht ganz falsch lagen.
Sind die Polizisten Grün geworden? Sind die Grünen mitten in der Mitte angekommen? Die unterschiedliche Motivation der beiden Seiten darf nicht übersehen werden: Die Grünen wollen endlich regieren. Mit der Rückendeckung durch eine Polizeigewerkschaft können sie im Wahlkampf ihr Image aufpolieren. Die PolizistInnen aber wollen ihre Haut vor strahlenden Partikelchen retten. Wenn nur die Grünen als verläßliche und engagierte Bündnispartner in dieser Frage zur Verfügung stehen, nimmt man eben die Bündnisgrünen.
Daß solche strategischen Allianzen die letzten als Korrektiv der Grünen immer noch wichtigen Fundis aus der Partei treiben, steht zu befürchten. Doch solange die Partnerschaft sachbezogen bleibt, bewahren sich die Grünen die Freiheit, die Ausführungsorgane der ultrakonservativen Politik der Inneren Sicherheit zu kritisieren. Viel schmusen: ja. Aber nicht zu eng. Christoph Dowe
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