■ Kommentar: Von den Massen lernen
Die „Lange Nacht der Museen“ hat es wieder einmal bewiesen: Massen lockt die Kultur nur mit besonderen Spektakeln an. 160.000 Besucher, ein neuer Rekord, fielen in der Nacht zum Sonntag in die Museen ein. Weder die überfüllten Busse und langen Warteschlangen noch die beklemmende Enge in den Ausstellungsräumen hielten die Berliner ab. Um die ruhige Betrachtung von Kunst oder gar Auseinandersetzung mit den Werken geht es bei der „Langen Nacht“ nicht. Dabeisein ist alles, lautet die Devise. Der Gedanke, eine Nacht in ungewöhnlichem Ambiente zu verbringen, wird viele gelockt haben. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Dieses Mal hat die Veranstaltung jedoch ihre Grenzen erreicht: Sie droht, an ihrem Erfolg zugrunde zu gehen. Wenn Events wegen zu vieler Besucher nicht mehr stattfinden könnten – und es war dieses Mal kurz davor – bedeutete das ihr Ende. Es wäre jedoch falsch, die Lange Nacht auszuweiten. Noch mehr Museen, noch länger geöffnet – das kann es nicht sein.
Kultursenator Peter Radunski sollte die Lange Nacht zum Alltag machen und aus deren Erfolg Nutzen ziehen. Die Einnahmen könnten in einen Fonds gesteckt werden, mit dem etwa der lange geplante Familienpaß endlich finanziert werden könnte. Mit einzelnen über das Jahr verteilten Events ließen sich die Museen langfristig attraktiver machen. Und auch die Öffnungszeiten sind ein entscheidendes Kriterium für den Besucherstrom, wie in der Museumsnacht unübersehbar war. Denn erst in der Nacht wird der Museumsbesuch auch zum gesellschaftlichen Ereignis. Jutta Wagemann
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