Kommentar: Schöne Schnittchen
■ Bremen schläft im Aufsichtsrat
Der Bremer Senat hat offensichtlich einen großen Fehler gemacht, als er 1995 nur 51 Prozent der Stadtwerke-Anteile verkauft hat. Nicht, weil der Total-Verkauf zu einem doppelten Erlös geführt hätte. Das sind Milchmädchen-Rechnungen. Stadtwerke-Anteile sind eine gute Rendite wert. Nein, ein vollständiger Verkauf hätte zu einer klaren Machtverteilung im Aufsichtsrat geführt. Die Begründung der SPD, Bremen müsse 51 Prozent behalten, war damals, die Stadt wolle Einfluß nehmen. Außer dem Versuch der CDU, den Stadtwerken im Interesse der eigenen Klientel mit Thermo-Komfort ein neues Geschäftsfeld zu untersagen, hat es aber relevanten Einfluß der Hansestadt nie gegeben.
Und so kann die Preag, die nach dem Kartellrecht keinen beherrschenden Einfluß haben darf, mit 24,9 Prozent der Anteile das Unternehmen unternehmerisch beherrschen. Auch jetzt ist die neue Stadtwerke-Unternehmensstrategie längst mit der Preag abgesprochen. Wenn wirklich für den Vorstand offen wäre, dieses Konzept auch mit anderen Partnern zu verhandeln, um sich für das beste Angebot entscheiden zu können, dann hätte es Sinn gemacht, mit dem Aufsichtsrat vorher zu reden.
Aber die Mehrheit im Aufsichtsrat haben die Vertreter des Bremer Senats. Und die freuen sich, wenn es Schnittchen gibt, und sie nicken können. Klaus Wolschner
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