Kommentar: Durchsichtige Motive
■ Ein Öko-Image schafft Nachfrage
Umweltverbände und Stadtwerke ringen um ein Gütesiegel für den Ökostrom. Dabei ist Ökostrom wirtschaftlich nur ein Feigenblatt für den Energieerzeuger. Das macht die Kraft aus erneuerbaren Quellen an sich nicht schlechter. Aber natürlich ist Ökostrom nur eine kleine Antwort auf ein großes Problem, das jahrzehntelang links liegen blieb und durch die Liberalisierung des Strommarktes nicht gelöst wird: Investitionen in regenerative Energien werden so lange energiepolitische Marginalien sein, wie sie dem Gewissen von VerbraucherInnen mit dickem Geldbeutel überlassen bleiben. Umweltverbände fürchten zu Recht, daß die Ökostromvarianten den Blick auf wirklich notwendige Veränderungen verstellen könnten. Denn wer bei den Stadtwerken hundertprozentigen Ökostrom teuer bezieht, nimmt zugleich in Kauf, daß sich der Atomstromanteil in der herkömmlichen Lieferung des Durchschnittskunden erhöht. Wo bleibt die Wende?
Das Motiv der Stadtwerke ist durchsichtig. Sie reagieren mit dem neuen Produkt vor allem auf den sich verändernden Energiemarkt. KundInnen zu binden ist nötig. Denn wenn bald auch deutsche, wie jetzt schon schwedische StromkundInnen, ihr Quantum Energie per Chipkarte von jedem beliebigen Erzeuger kaufen können, wird der Preiskampf dem auf dem Telefonmarkt gleichen. Öko ist ein Image, das Nachfrage hat und bindet. Eva Rhode
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