Kommentar: Scherf sieht schwarz
■ Wofür Bremen die CDU braucht
Wenn am 6. Juni Wahlen sind in Bremen, dann sind die wesentlichen Verträge des Sanierungsprogramms unterschrieben, und die Baulöcher aufgerissen – wer auch immer regiert, hat wenig Spielraum, etwas anderes zu machen, als die Beschlüsse der großen Koalition umzusetzen. Wenn Henning Scherf „ganz, ganz sicher“ ist, daß die beschlossenen Maßnahmen die Finanzkraft Bremens stärken, und daß damit die Sanierung klappt – warum will er dann nicht allein regieren, um den Erfolg auf das Konto der SPD zu buchen? Scherfs Satz: „Ich brauche die Schwarzen“ macht keinen Sinn in diesem Szenario.
Einmal unterstellt, die Sanierung klappt nicht, weil die staatlich finanzierte Baukonjunktur von kurzer Dauer ist, und die touristischen Großprojekte nicht mehr in die Staatskasse bringen als die gezahlten Subventionen an laufenden Zinsen kosten – dann wäre es natürlich problematisch, wenn die SPD das allein verantworten müßte. Die CDU als Oppositionspartei hätte der SPD vier Jahre lang vorgeworfen, daß sie die gemeinsame Politik nicht richtig fortgesetzt hätte – und würde am Ende scheinbar Recht bekommen.
Der Satz „Ich brauche die Schwarzen“ macht also Sinn und ist klug kalkuliert, wenn man unterstellt, daß Scherf die CDU in die Verantwortung einbeziehen muß, weil er für den Fall des Scheiterns der Sanierung vorbauen will. Klaus Wolschner
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