Kommentar: Früher aufstehen?
■ Krankenhauspersonal protestiert
Bei der Frühschicht klingelt der Wecker um 4.30 Uhr morgens, bei der Nachtschicht um 16 Uhr. Kommt eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger vom Tagdienst nach Hause, gibt es Abendessen kaum vor 21.30 Uhr. Wochenend- und Feiertagsarbeit ist in Krankenhäusern selbstverständlich. Am Ende des Monats steht kaum mehr als das legendäre taz-Gehalt auf dem Lohnzettel, auch nicht mit Wochenend-, Nachtschicht- und Überstundenzulagen.
Gestern gingen nicht nur in Bremen hunderte Beschäftigte der Krankenhäuser auf die Straße, um den Arbeitgebern berechtigterweise klar zu machen: Schlechter als zur Zeit dürfen die Arbeitsbedingungen nicht werden. Der Unglauben über den „Horrorkatalog“ der Arbeitgeber ist inzwischen einer gesunden Wut gewichen, die hoffentlich bei den Entscheidungsträgern ankommt. Und dabei gehören Krankenpfleger und Krankenschwestern nicht zu einer Berufsgruppe, die schnell auf die Straße geht.
Die letzten Proteste sind fast sieben Jahre her. Streiks sind kaum möglich, weil die Betreuung der Patienten darunter leidet. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad des Krankenpflegepersonals ist extrem niedrig. Die jetzigen Proteste lassen fragen: Was nützt die schönste gewerkschaftlich ausgehandelte Tariferhöhung im Öffentlichen Dienst, wenn die Arbeitgeber sich das Geld sofort auf andere Weise zurückholen? Christoph Dowe
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