Kommentar: Mandela in das Kosovo!
■ Im Jugoslawien-Krieg kann nur ein neutraler Vermittler helfen
Über die Gründe für das Scheitern der Kosovo-Konferenzen von Rambouillet und Paris wird nach wie vor diskutiert. Manche meinen, die Spielräume seien nicht voll ausgeschöpft worden. Doch dafür fehlen bislang die Belege. Auch die Behauptung, die USA hätten es mit einer quasi ultimativen Vorlage des Autonomieplans für das Kosovo von vornherein auf die Ablehnung durch Belgrad angelegt, ist nicht mehr als eine Spekulation.
Doch wie immer es gewesen sein mag: Beide Konferenzen mußten aus zwei vorhersehbaren Gründen scheitern. Die gesamte Balkankontaktgruppe – Rußland eingeschlossen – hatte Milošević' Absichten falsch kalkuliert. Und erfolgreiche Konfliktvermittlung ist kaum möglich, wenn die Vermittler – in diesem Fall die fünf Nato-Staaten in der Kontaktgruppe – zugleich mit militärischer Gewalt drohen. Deshalb waren auch die letzten Belgrad- Reisen des ohnehin in seinen diplomatischen Fähigkeiten und seinem Einfluß auf Milošević maßlos überschätzten US-Unterhändlers Richard Holbrooke von vornherein chancenlos.
Nun eskaliert der Konflikt. Die Nato verschärft ihre Luftangriffe, die serbischen Armee- und Polizeikräfte verschärfen ihre Offensive gegen die Kosovo-Albaner. Damit ist eine neue Vermittlungsmission deutlich schwieriger geworden. Doch aus humanitären Gründen ist sie dringender denn je. Ihr erstes Ziel müßte die Einstellung (oder zumindest Unterbrechung) des Krieges zwischen Nato und Serben sein.
Als Vermittler für diese Mission kommen nur wenige in Frage. Die wichtigste Voraussetzung lautet: Er (oder sie) darf bislang keine Rolle bei den Konflikten in Ex-Jugoslawien gespielt haben – weder im Kosovo noch bei den davon ja nicht zu trennenden Konflikten um Slowenien, Kroatien und Bosnien. Und sei es auch nur in der Wahrnehmung einer der beiden Konfliktparteien. Vermittler aus westlichen Ländern kommen daher nicht in Frage. Und auch der russische Regierungschef Primakow, der nun möglicherweise nach Belgrad reist, hat wenig Aussicht auf Erfolg.
Ein Vermittler muß bei beiden Seiten hohes Ansehen genießen. Nur dann gibt es die Chance, daß sie – ohne Gesichtsverlust und Aufgabe ihrer politischen Position – ihre militärischen Aktivitäten einstellen. Ein Kandidat, der diese Kriterien erfüllt, ist der südafrikanische Präsident Nelson Mandela. Andreas Zumach
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen