Kommentar: Vereinnahmungs-Angst
■ Nur die Linke protestiert gegen Rechts
Die Blumenthaler haben es hinter sich. Doch trotz hunderter Gegendemonstranten, die am Pfingstsonntag solidarisch nach Bremen-Nord gekommen waren, fühlen sich viele Stadtteilbewohner alleine gelassen. In der Antifa-dominierten Demonstration konnten sie sich nicht zu Hause fühlen – auch wenn das politische Anliegen dasselbe war: Rechte Ideologien sind unerwünscht. Zu viel Raum nahmen autonome Gruppen mit ihren Parolen in der Demonstration ein, als daß sich friedensbewegte Durchschnittsbürger woanders wohlfühlen könnten, als am Ende des Zuges oder zu Hause.
Für die Zukunft des Protestes ist das ein Hindernis. Ob es weiter bestehen bleibt, hängt von den höheren Funktionären der großen gesellschaftlichen Gruppen ab. Wenn Gewerkschaften und Parteien vor einem Schulterschluß mit den Linken zurückschrecken, dann darum, weil sie nicht mehr genug Menschen mobilisieren können und Angst vor einer Vereinnahmung ihres Engagements durch Antifaschisten oder die oppositionelle PDS haben.
In Bremen hat die Linke jetzt zweimal hintereinander bewiesen, daß sie durchaus in der Lage ist, friedlich gegen Rechts zu demonstrieren und sich nicht in Stellvertreter-Scharmützeln mit der Polizei zu verausgaben. Selbst wenn das die Gegendemonstranten für viele noch nicht gesellschaftsfähig macht: Wer immer weiter nur „igittigitt“ sagt, überläßt den Rechten das Feld. Christoph Dowe
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