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KommentarWackeliges Gebäude

■ Der Frieden im Kosovo ist schwieriger als erhofft

Wer noch in der vergangenen Woche auf einen baldigen Frieden im Kosovo gehofft hatte, sieht sich jetzt leider eines Besseren belehrt. Zwar bemühen sich die Verantwortlichen, die ergebnislosen Verhandlungen zwischen den Militärs der Nato und Jugoslawien herunterzuspielen. Doch was jetzt mit Umschreibungen wie „Unterbrechung“, „Verzögerung“ und „weiterbestehender Gesprächsbereitschaft“ bemäntelt wird, kann nicht überdecken, daß der so bejubelte Friedensplan vielleicht doch nicht als tragfähiges Fundament taugt.

Dabei gilt wieder einmal: Der Teufel steckt im Detail. Und auf deren konkrete Regelung hat der Plan, wie andere derartige Papiere vor ihm, verzichtet. Das rächt sich jetzt. So sind es die ohnehin umstrittenen Punkte wie der zeitliche Rahmen für einen Abzug der serbischen Truppen, die militärische Befehlsstruktur des Oberkommandos der Kosovo-Friedenstruppe und der Zeitpunkt der Mandatierung durch den Sicherheitsrat der UNO, die das wackelige Gebäude zum Einsturz bringen könnten. Daß dessenungeachtet alle Beteiligten für sich das Beste herausholen wollen, liegt in der Natur der Sache und war zu erwarten.

Und erneut erweist sich Präsident Miloevic als schlauer Taktierer, der Moskau geschickt für seine Ziele ausnutzt. Die unnachgiebige Haltung in der Frage der jugoslawischen Militärpräsenz im Kosovo könnte dem Kalkül folgen, über Moskau Einfluß auf die Resolution im UNO-Sicherheitsrat zu gewinnen. Das ist auch im Sinne Moskaus, das unter Androhung eines Vetos im Oberkommando ein entscheidendes Wort mitreden will.

Doch viel Zeit bleibt nicht mehr. Denn der Druck auf alle Beteiligten wächst. Auf die Nato, die keine andere Antwort hat, als weiterzubomben und dabei wieder die Infrastruktur in Jugoslawien ins Visier zu nehmen. Und auch auf Moskau. Dort wächst der Widerstand der mehrheitlich kommunistisch-nationalistischen Duma. Außerdem stand die Ablösung des als moderat geltenden Balkan-Vermittlers Wiktor Tschernomyrdin bereits vor zwei Wochen zur Disposition und ist auch jetzt noch nicht vom Tisch.

Noch hält Bundeskanzler Schröder den Friedensprozeß nicht für ernsthaft gefährdet. Doch Zweckoptimismus ist fehl am Platze. Die Frage, weiter Krieg oder doch Frieden, dürfte sich in den nächsten Tagen entscheiden. Barbara Oertel

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