Kommentar: Nachtanken
■ Grüne zurück in die Produktion!
Kommt einem irgendwie chinesisch vor: Das Volk schickt seine Vertreter zurück in die Produktion, Wirklichkeit nachtanken. Ausgerechnet die parlamentarischen Küken, unsere Grüns, scheinen am schnellsten gealtert zu sein. Wer an die als Wahlparty gedachte Deprirunde in einer schwarzen Kellerkneipe zurückdenkt, neulich am Wahlabend, der erinnert sich an zu viele graue Gesichter mit zu wenig Bier. Lustig war allein, daß Ton Steine Scherben den Raum beschallten. Da war doch mal was? Was im Gegensatz dazu an jungem und wahrscheinlich nicht nur aus gegebenem Anlaß quietschfidelem Gemüse bei der CDU-Party rumlief und über die Tanzfläche tobte, müßte unsere grünen Recken direkt neidisch machen.
Für die rausgekegelten Grünen also heißt es jetzt: auf dem Kirchentag nachsehen, was Jung- und Jüngstchristen beim Hüpfen zur Klampfe so schüttelt. Radnaben vom Bauwagen abschmieren und Brennesseln sensen. Oder mit Grundschulkindern Wände anpinseln und undichte Decken zustopfen. Was das Leben eben so bereithält.
Rotation per Arschtritt könnte man das nennen, und ein paar Grüns machen vor, was auch anderen Abgeordneten gut täte. Daß die Grünen noch nicht ein so wohlgeschmiertes Versorgungssystem wie die anderen installiert haben, macht sie ja geradezu alternativ, jedenfalls sympathisch und vielleicht sogar dereinst wieder wählbar.
Burkhard Straßmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen