Kommentar: Abgefeimt
■ Polizei verfolgt Kriegsflüchtlinge
Zwei Dutzend Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo halten sich „illegal“ in Bremerhaven auf. Ein Skandal! Die Behörde muß sofort ermitteln. Schließlich droht der Seestadt der Verlust der inneren Sicherheit. Handelt es sich doch um Kriminelle, die strafrechtlich verfolgt werden müssen.
Dieses Verhalten der zuständigen Köpfe in der Seestadt ist schlichtweg lächerlich – und kontraproduktiv. Tatsache ist, daß Staatsanwaltschaft und Gerichte völlig überlastet sind. Auch die Kriminalpolizei kann sich nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Trotzdem haben die Verantwortlichen nichts Besseres zu tun, als sich noch mit „illegalen“ Kriegsflüchtlingen zu beschäftigen. Wiehert da der Amtsschimmel? Man glaubt es kaum. Denn wer sich selbst derartig ins eigene Knie schießt, verfolgt ein klares Kalkül. Und das kann in diesem Fall nur sein: Schikane, damit die Menschen schnell wieder in den Kosovo verschwinden. Das ist, nach Bombenwürfen und Vertreibungen, abgefeimte Schikane.
Daß in Bremerhaven gewisse Kreaturen das Ausländergesetz derart auslegen können, ist der zweite Knackpunkt. Die gesetzlichen Bestimmungen, die es zulassen, daß vom Krieg gezeichnete Menschen auch noch auf dem rettenden Schiff als „Illegale“, als Verbrecher behandelt werden, diese Bestimmungen sind grotesk. Und sollten baldigst geändert werden. Jens Tittmann
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen