Kommentar: Danke, Staatsanwälte!
■ Was Journalisten seit 1996 gelernt haben
Wenn Journalisten eifrig werden, hat die Staatsanwaltschaft ein Problem. Dann werden Redaktionsräume und Privatwohnungen durchsucht. Gerne werden auch mal Journalisten in Gerichtsverfahren als Zeugen zitiert, wenn sie interessante Dinge recherchiert haben. Ist doch alles legal. Und der eigenen Karriere im Juristendschungel ist es vielleicht nicht ganz abträglich.
Die Staatsanwaltschaft Bremen hat eins auf die Finger bekommen, weil sie 1996 flächendeckend Redaktionsräume in Bremen durchsuchen ließ. Der Deutsche Journalisten-Verband glaubt, dass sowas in Bremen nicht mehr passieren wird. Doch die karrierebewussten Ermittler sind immer noch die gleichen. Und auch in Zukunft werden der taz und den anderen Bremer Medien interessante vertrauliche Berichte zugesteckt. Hoffentlich.
Journalisten und Informanten dürfen sich nicht einschüchtern lassen. Nicht dadurch, dass brisante Papiere manchmal mit verschiedenen Rechtschreibfehlern oder Seitenzahlen versehen werden, um später ein mögliches Sicherheitsloch entdecken zu können. Nicht dadurch, dass die Staatsanwaltschaft Journalisten abschöpfen will. Und auch nicht dadurch, dass die verantwortlichen Politiker das alles genüsslich schweigend verfolgen. Spätestens seit 1996 und dank der Staatsanwaltschaft wissen Bremer Journalisten, wo heikles Papier aufbewahrt werden muss. Christoph Dowe (siehe Seite 22)
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