piwik no script img

KommentarWäre doch gelackt

■ Warum es belanglos ist, ob ohne GAL vieles noch schlimmer gekommen wäre

Natürlich ist nicht alles grün, was glänzt. Und so viel glänzt auch gar nicht nach den ersten beiden Jahren sozialdemokratisch-gallischer Koalition in Hamburg.

Nach der strukturellen Erstarrung des Voscherau-Jahrzehnts hat sich in dieser Stadt zwar einiges positiv verändert. Die Hafen-City, um ein viele Politikfelder umfassendes Beispiel herauszugreifen, wird dank grünen Einflusses ein Mininum an menschenfreundlicher Stadtentwicklung aufweisen und nicht zu einer öden Büro-Beton-Wüs-te werden, deren Hauptzweck die Finanzierung der Hafenerweiterung in Altenwerder ist.

Die aber, wie auch viele andere überflüssige oder gar schädliche Großprojekte, werden realisiert – und die GAL trägt dafür die Mitverantwortung.

Die lässt sich nicht mit ein bisschen Öko-Lack übertünchen und schon gar nicht mit der Gegenfrage beiseiteschieben, was denn bitteschön die Alternative gewesen wäre? Die SPD hätte ja bei der Regierungsbildung vor zwei Jahren mit der Großen Koalition über eine Option des Schreckens verfügt, die GAL aber hätte keine gehabt und deshalb von vornherein Kompromisse machen müssen.

Der Hinweis darauf, ohne Grüne wäre vieles noch schlimmer gekommen, ist ebenso theoretisch zutreffend wie in der Praxis belanglos: Ein paar neue Naturschutzgebiete helfen wenig, wenn der Atomausstieg weiterhin ein Traum bleiben sollte.

Wer sich an Ergebnissen von Regierungspolitik messen lassen will, muss auch welche vorweisen können. Und vor allem solche mit Symbolwert.

Sven-Michael Veit

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen