Kommentar: Gewerkschaftslogik?
■ Vom Kreuz, Abgeordnete zu sein
DGB-Landeschef Heinz-Hermann Witte zeigt wie es geht: Mit herber Kritik wendet sich der Gewerkschafter gegen die „Brandstifter der Nation“, die das Ladenschlussgesetz aufheben wollen. Bei den hiesigen Gewerkschaftern dagegen ist es merkwürdig still. Nicht ohne Grund: Die beiden wichtigen Gewerkschafterinnen in dieser Frage sitzen als Abgeordnete auch in der Bürgerschaft. Und da gilt der Fraktionszwang mehr als das Gewerkschafter-Gewissen.
Vergangene Woche haben Brigitte Dreyer (DAG und CDU) und Helga Ziegert (DGB und SPD) in der Deputation für Arbeit und Gesundheit für die Ausnahmeregelung zu den Expo-Zeiten gestimmt – der Beschluss fiel einstimmig. Dabei hatte Ziegert vor Amtsantritt in der Bürgerschaft noch gesagt, sie sei „in erster Linie Gewerkschafterin“. Auch Dreyer hatte erklärt, bei ihrem „Herzblutthema Ladenschluss“ in der Bürgerschaft lieber auf die Toilette zu gehen, statt einmütig mit der Fraktion zu stimmen. Nichts davon in der nicht-öffentlichen Deputations-Sitzung.
Grundbrav kommen zum Beispiel Ziegerts Forderungen als ar-beitsmarktpolitische Sprecherin der SPD daher: „Gute Beleuchtung“ an Bushaltestellen für Angestellte und „günstige Taktzeiten“ bei längeren Expo-Zeiten. Ach, und Eltern mit kids sollten bei den Arbeitszeiten besser „berücksichtigt werden“. Das klingt doch nett. Nur nicht mehr nach Gewerkschaft. Dorothee Krumpipe
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