Kommentar: Worte sind nicht genug
■ Stroh lässt sich nicht zu Gold spinnen
Die Aktion des Bremer Bürgermeisters verdient ein Bravo! Das gilt auch deshalb, weil er damit das Thema Frauengewalt aus der „Frauenecke“ holt, wo es schon lange, aber mit viel zu wenig spürbarem Erfolg, diskutiert wird. Das ändern Scherf – und die Landesfrauenbeauftragte. Sie transportieren das Thema „Gewalt in der Beziehung“ dort hin, wo die Tat alltäglich stattfindet: in die Mitte der Gesellschaft. Gewalt gegen Frauen nämlich kennt keine Unterschiede – nicht beim Monatseinkommen und nicht beim Bildungsstand von Opfern oder Tätern. Das belegen Schätzungen, denen zu Folge jede dritte Frau ein Mal im Leben Opfer häuslicher Gewalt wird. Da können die Täter nur schwerlich Dumme oder Arme sein. Wer das Motto ausgibt, nicht länger weg zu schauen, verpflichtet sich also auch, den Frauen der Kollegen zu helfen.
Offen bleibt bislang – welche Hilfe wird es geben? Das öffentliche Darüber-reden, die bürgermeisterliche Ermahnung und das privat finanzierte Beratungstelefon sind keine ernsthaften Antworten. Die Statistiken beweisen: Täter wiegen sich zu Recht in Sicherheit. Wenn von 800 Anzeigen nur 200 vor Gericht kommen und so wenige Gewalttäter im polizeilichen Gewahrsam landen, dass nicht einmal Zahlen bekannt sind. Auf den Beweis des Scherf'schen Versprechens, dass Gewalt gegen Frauen eine Straftat ist, die auch verfolgt wird, warten wir noch. Der Beweis wäre Gold. Eva Rhode
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