■ Kommentar: Schulte in Bedrängnis
Die Bremer Kultur kündigt
Eine bemerkenswerte Versammlung war das, die am vergangenen Freitag um 17 Uhr in der feierlichen oberen Rathaushalle zusammenkam. Praktisch alles, was in der Kultur Rang und Namen hat, war da, kulturpolitisch Interessierte über alle sonst geltenden Grenzen hinweg. Neben der kulturell engagierten Bremer Szene eben auch der Theater-Intendant, ein früherer Bildungssenator, eine frühere Kultursenatorin, einer aus der Chefetage der Bremer Landesbank, die Gewerkschaften waren vertreten, die Handelskammer, ein SPD-Bundestagsabgeordneter - eine wahrlich für Bremen repräsentative Gesellschaft.
Es ist geradezu kennzeichnend, wie sich der verantwortliche Abteilungsleiter aus dem Kulturressort blamiert hat, also der höchstrangige unter den Stadtvertretern, der nicht vor allem für die Polizei, sondern allein und hauptsächlich für die Kultur verantwortlich ist. Er sehe sich als Arzt, meinte Abteilungsleiter Strömer, der ein, zwei Organe entfernen muss, um den ganzen Körper zu retten. Es gibt nach der Logik dieses Bildes Kultur-Aktivitäten, die sich als ,krank“ verstehen müssen, weil sie bisher staatliche Kulturförderung in Anspruch genommen haben. Die herausgeschnitten werden müssen.
Im Festsaal des Rathauses wurde am Freitag dazu aufgerufen, sich an dieser Selektion nicht zu beteiligen, sondern den Spieß umzukehren: Je mehr Stellen in der sog. Kulturverwaltung frei werden, desto mehr Geld steht zur Verfügung für Kulturförderung. Die große Versammlung im Festsaal zollte Rolf Rempe (Bremer Landesbank) Beifall, als der erklärte: Dem Senator für Kultur muss das Vertrauen aufgekündigt werden. Da der nun wahrlich nicht allein die Kündigungsdrohung gegen die Bremer Kultur beschlossen hat, gilt das im Grunde dem gesamten Senat. Die Botschaft dieser Versammlung war eindeutig: Wenn der Senat meint, dass so das Land Bremen saniert werden soll, dann sagen diese Repräsentanten der Bremer Gesellschaft NEIN. Ein kulturell totgespartes Bremen kann nicht das Ziel der Sanierung sein.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen