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KommentarHumanitäre Intervention ■ Der Westen muss im südlichen Afrika endlich helfen

Seit einer Woche versinkt das südliche Afrika in den Fluten, die ein tropischer Wirbelsturm über die Region gebracht hat. Ein Landstrich von der Größe Deutschlands steht unter Wasser. Die Katastrophe hat vor allem in Mosambik geradezu biblische Ausmaße angenommen. Noch immer warten mehr als 100.000 verzweifelte Menschen darauf, von Bäumen und Hausdächern gerettet zu werden. Dass die Zahl der Todesopfer nicht schon viel höher ist, ist vor allem einer Handvoll südafrikanischer Hubschrauberpiloten zu verdanken. Mosambik selbst ist zu arm und hat keine geeigneten Flugzeuge, um auch nur das nackte Leben der eigenen Bürger zu retten. Die humanitäre Katastrophe in Mosambik hat die Regierung dort vollkommen überfordert. Entscheidender aber: Der Westen schaute allzu lange ungerührt zu. Dabei regnet es im südlichen Afrika schon seit einem Monat sintflutartig. Der tropische Zyklon, der die Lage noch einmal drastisch verschärft hat, wurde seit Wochen beobachtet. Die Flut war absehbar und ihre Wirkung auch.

Warum aber werden erst jetzt nennenswerte Gelder für Lebensmittel, Decken und Medikamente bewilligt? Warum sind hochbezahlte Experten in den Außenministerien der Geberländer nicht zu der simplen Einschätzung in der Lage, dass die Hilfsgüter die Menschen in den überfluteten Regionen ohne Flugzeuge nicht erreichen? Schlimmer noch: Warum hat niemand erkannt, dass es zuallererst einmal darum gehen muss, so viele Menschen wie möglich vor dem Ertrinken zu retten – mit Flugzeugen?

Dabei wäre Mosambik idealtypisch für einen Vorschlag des deutschen Außenministers geeignet: eine humanitäre Intervention. Die hätte bedeutet, dass die Industrienationen mit den Regierungen im südlichen Afrika einen gemeinsamen Krisenstab bilden und dann tun, was zuallererst notwendig ist: Hubschrauber und Boote zu schicken. In einem zweiten Schritt wäre zu koordinieren, wo welche humanitäre Unterstützung notwendig ist. So aber tröpfelte die Hilfe erst ein, als es zu spät war, unkoordiniert wie eh und je. Das schlechte Gewissen ist damit beruhigt. Pech für Mosambik: Es ist eben doch nur ein weit entferntes, bettelarmes Land in Afrika, an dem niemand strategische Interessen hat. Eine humanitäre Intervention aber wäre gerade deshalb geboten. Kordula Doerfler

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