Kommentar: Safety last
■ Warum Tarifdruck im Hafen irgendwann Unfälle provozieren wird
Der Hafen ist das Exerzierfeld der Tarifdrücker. Seit Jahren werden hier die Standards abgesenkt, immer mit dem Argument der Wettbewerbs-Keule, Schiffe führen an den deutschen Häfen vorbei, weil die zu teuer seien. Gleichzeitig präsentiert Hamburg regelmäßig neue Umschlagrekorde und verkündet: Der Hafen boomt. So viele Schiffe können es offenbar nicht sein, die Hamburg links liegen lassen und lieber Rotterdam ansteuern.
Die Wirtschaftsbehörde des rot-grünen Senates gibt sich in diesem Prozess gern als verlängerter Arm der Hafenwirtschaft. Bei Auseinandersetzungen um Lohnkürzung und Verschlechterung von Arbeitsbedingungen – egal, ob es um den Gesamthafenbetrieb, den konventionellen Umschlag oder die Schlepperbetriebe geht – hält man sich mit Verweis auf die Tarifautonomie heraus und lässt die Wirtschaft weitgehend unbehelligt – wobei die stadteigene HHLA bei den Forderungen aus der Wirtschaft oft den Vorreiter spielt.
Zwar gehörten die in Brüderschaften organisierten Lotsen tatsächlich über Jahre zu den Privilegierten im Hafen. Und Abstriche beim Lohn dürften sie nicht gar so schmerzen wie die Stauer und Festmacher im konventionellen Umschlag. Doch wenn die guten Leute dem Lotswesen den Rücken kehren, weil sie nicht mehr gut bezahlt werden, dann wird irgendwann ein überforderter Lotse ein Dickschiff so manövrieren, dass es im Hafen zum Unfall kommt. Und dann werden sich Senator und HHLA-Chef hinstellen und sagen: Wir tun alles, um die Sicherheit im Hafen zu gewährleisten. Sie sollten jetzt schon mal damit anfangen. Peter Ahrens
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