Kommentar: Lern-Marsch
■ Warum Wrocklage sich bei der nächsten Nazi-Demo einfach mal raushalten könnte
Es war mal wieder soweit: Die Hamburger Region im Ausnahmezustand. Eine Polizeiarmee mit Wasserwerfern, Panzer- und Mannschaftswagen belagern eine ganzes Viertel. Hunderte PolizistInnen in Kampfmontur sind im Einsatz, um einer Gruppe militanter Neonazis den Weg durch die Stadt zu bahnen.
Die Szenen sind gespenstisch, doch derartige Bilder gehören in Hamburg beinahe schon zur Gewohnheit. Es ist das fünfte Mal, dass innerhalb eines Jahre militante Neonazis in der Elbmetropole marschieren und die Polizei nur damit beschäftigt ist, ProtestlerInnen fern zu halten – „Störer“, wie es im Polizeijargon heißt.
Nun hat die Schelte für SPD-Innensenator Hartmuth Wrocklage zumindest eines bewirkt: Er bringt zwar immer noch nicht die Courage auf, die Aufmärsche – wie in anderen Städten erfolgreich praktiziert – zu verbieten, aber er erdreistet sich nicht mehr, antifaschistische und gewerkschaftliche Gegenkundgebungen zu unterbinden. Wie er es im Vorjahr noch getan hat .
Doch da Wrocklage den nächsten Marsch vor seiner Innenbehörde wohl nicht mehr mit dem Argument Katholikentag untersagen kann, sollte er vielleicht einen Schritt weiter gehen und den Neonazis den Marsch zur Roten Flora als eine Art Lernprozess erlauben. Man stelle sich vor: Die Rechte marschiert auf, die Polizei hält sich raus und die BewohnerInnen von Schanzen- und Karolinenviertel können den Faschos mal „ganz autonom“ zeigen, was sie von ihnen halten. Ob die Rechten dann noch „Antifa, ha, ha, ha“ skandieren, ist dann wohl fraglich. Peter Müller
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