Kommentar: Geschenkt
■ Warum das Mühlenberger Loch ohne Risiko für Airbus begraben werden kann
Sie tun so, als ob alles geklärt wäre. Fragezeichen werden durchgeXXt, auf dass Fakten zuhauf geschaffen werden können. Ist das Loch erst ruiniert, regiert sichs völlig ungeniert.
Zwar ist noch unsicher, ob der Airbus-Doppeldecker überhaupt gebaut wird. Ebenso ist nicht klar, dass Hamburg bekäme, worum es sich beworben hat: die viel beschworene Endmontage des Riesen-Jets. Falls der Flieger realisiert würde, und nur das hat Airbus erklärt, erhielte die Hansestadt „Arbeitsanteile“ an dessen Produktion.
Keineswegs gesichert ist mithin, dass der Planfeststellungsbeschluss juristisch Bestand haben kann, den die Antrag stellende und zugleich Antrag beschließende Wirtschaftsbehörde in vorauseilendem Gehorsam zu Papier brachte. Ebenso unklar ist, wieviele hundert Millionen Mark verbuddelt werden sollen, ob Senat und Bürgerschaft dies gutheißen und wieviele der versprochenen Arbeitsplätze der Konzern im Gegenzug schafft.
Dass Regierung und Parlament keine ernsthaften Probleme machen werden, darauf mag die Wirtschaftsbehörde vertrauen dürfen. Mit der Justiz ist das schon schwieriger, aber welcher Verwaltungsrichter bringt schon den Mut auf, die Stadt zur Renaturierung eines kürzlich begrabenen Biotops zu verurteilen.
Selbst wenn alles nach Plan liefe, bliebe noch immer Airbus als unberechenbare Größe. Aber das wäre ja nicht Standortpolitikers Schuld, wenn dessen Arbeitsplatzversprechen platzen sollten. Und ganz ohne Risiko gibts ja heutzutage nichts mehr geschenkt.
Es sei denn, man ist ein Großkonzern. Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen