Kommentar: Ablass
■ Warum es legitim ist, Unternehmen konkret beim Namen zu nennen
Die Wirtschaft preist sich gerne ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, wenn es darum geht, im Namen des Bruttosozialproduktes das Mühlenberger Loch zuzuschütten oder Altenwerder niederzuwälzen. Geht es um die Entschädigung von ZwangsarbeiterInnen, wollen viele Unternehmen plötzlich nicht mehr Teil der Wirtschaft, sondern nur Füllerhersteller oder Schiffsschweißer sein. Und wenn sie sich einzeln aus der Verantwortung stehlen, muss den Betrieben das auch einzeln vorgeworfen werden. Ihre Namen zu nennen, ist deshalb legitim. Und heißt es nicht gerade allerorten, man solle gegen einen neuen Rechtsradikalismus „Gesicht zeigen?“
Die Firmen wissen von ihrer Verantwortung – und haben sich Antworten zurechtgelegt, warum sie glauben, nicht zahlen zu müssen: Mal waren die heutigen Geschäftsführer damals noch zu jung, mal heißt die Firma heute anders und ist damit angeblich aus dem Schneider.
Wer aber soll die historische Verantwortung heute tragen, wenn nicht diejenigen, die heute leben? Dabei ist es nicht einmal die Intention der Stiftungsmitglieder, das damalige Unrecht zu entschädigen. Die Vertreter der Wirtschaft haben nie einen Hehl daraus gemacht, in erster Linie die historische Last von sich zu schütteln und Entschädigungsklagen in der Zukunft vermeiden zu wollen. Die Einzahlung in die Stiftung ist nicht mehr als eine Ablasszahlung, mit der die Firmen sogar werben können. Für die einzelnen noch lebenden ZwangsarbeiterInnen ist es aber besser, die Unternehmen leisten Ablasszahlungen als gar keine. Elke Spanner
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