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KommentarSozial frauenfeindlich

■ Warum bei der Kita-Card Eltern gegeneinander ausgespielt werden

Die Debatte um die Kita-Card wird immer gruseliger. Zunächst sah es so aus, als sollten die Kinder von Arbeitslosen aus der Ganztagsbetreuung herausgedrängt werden. Ihnen wollte man nur einen „Ermessensplatz“ geben, Kindern von Berufstätigen hingegen einen „Rechtsanspruchsplatz“. Zu Recht liefen Wohlfahrtsverbände dagegen Sturm.

Nun wurde das Ganze auf den Kopf gestellt. Einen Rechtsanspruch soll es gar nicht mehr geben, dafür nur noch Ermessensfälle in hierarchischer Folge. Ist das bezirkliche Kita-Budget erschöpft, haben Frauen, deren Partner verdienen, als erste das Nachsehen.

Das klingt zwar irgendwie sozial, ist aber grob frauenfeindlich und provoziert weiteres Sozialchaos. Hat sich die „gut versorgte“ Frau erstmal aus der Erwerbstätigkeit ausgeklinkt, wird ein späterer Wiedereinstieg noch schwieriger. Und wer garantiert, dass Beziehungen ewig halten?

Bisher hatten Eltern, ob mit oder ohne Trauschein, immer noch die Chance auf einen Kita-Platz für ihr Kind, für den sich kein anderer bewarb. Wer aber künftig rausfällt, hat im gesamten Bezirk keine Aussichten mehr.

Vielleicht spielt das Amt für Jugend absichtlich die Bedarfe verschiedener Gruppen gegeneinander aus. Am Ende sind alle froh, dass weder das eine noch das andere Extrem umgesetzt wird und stattdessen ein Punktesystem die Kriterien so mixt, dass niemand mehr durchblickt.

Besser wäre, alle bekämen den Platz, den sie brauchen, und die Politik legte die Idee von Budget-Obergrenzen zu den Akten. Kaija Kutter

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