Kommentar: Falscher Kurs
■ Warum die IG Metall ihre Argumente für Zwangsarbeiter-Entschädigung verwässert
Wer sich in fremdes Fahrwasser begibt, bestimmt nie selbst den Kurs. Die ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung für den Wirtschaftsstandort einzufordern, mag ein paar Mark mehr für die Stiftung einbringen. Der Preis, den die IG Metall Küste dafür zahlt, ist aber hoch: Sie stützt eine Politik, die sich historischem Unrecht nur stellt, wenn sie selbst daraus noch Kapital schlagen kann.
Den Gewerkschaftern soll zugute gehalten werden, dass sie eigentlich das Leid der NS-ZwangsarbeiterInnen und nicht wirklich die „Schande für Deutschland“ vor Augen haben. Dass sie das Argument gegenüber Henkel nur vorgebracht haben, weil allein das die Sprache ist, die der Industriechef versteht. Doch sie sind damit der klassischen Gefahr breiter Allianzen erlegen: Die Positionen verwässern und letztendlich bestimmt dann doch der den Kurs, der über mehr gesellschaftliche Macht verfügt.
Auch indem die Gewerkschafter Henkel loben, mit seinen Verbalnoten gegen Rechtsradikalismus sei er auf dem richtigen Weg, begeben sie sich selbst auf den falschen. Gerade Henkel propagiert, Menschen nach deren Verwertbarkeit zu sortieren – und nur MigrantInnen ins Land zu lassen, die der hiesigen Wirtschaft dienen können. Das ist ein rechter Ansatz. Solche Leute darf man nicht umwerben, man muss sie mit der Untragbarkeit ihrer Thesen konfrontieren.
Es gibt auch nichts mehr zu verlieren: Dass die Privatwirtschaft für ZwangsarbeiterInnen nichts bezahlen will, hat sie doch ohnehin bereits mehr als deutlich gemacht. Elke Spanner
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