Kommentar: Nicht groß genug
■ Warum kleine Firmen auf Hilfe der Politik setzen können – in Sonntagsreden
Die kleineren und mittleren Betriebe – das Hätschelkind der Politik. Es gibt wahrscheinlich keine Rede, in denen nicht mindestens einmal davon gesprochen wird, dass ihnen die besondere Aufmerksamkeit der politischen Klasse gilt. Und der Wirtschaftssenator betont überaus gern, es stimme ja gar nicht, dass der Senat sich nur um Großprojekte kümmere. Die Firma MOT in Billbrook könnte also ein Vorzeigeobjekt sein: 20 MitarbeiterInnen im produzierenden Gewerbe, Belegschaft und Geschäftsführer arbeiten seit Jahren zusammen. Klingt gut. Wenn es läuft. Wenn es schief läuft, stehen alle im Regen.
Dies ist keine Schwarz-Weiß-Geschichte. Keine Story vom raffgierigen Manager, der kalt lächelnd die Existenzen der Belegschaft vernichtet. Und keine Geschichte von streikwilligen MitarbeiterInnen und satten Betriebsräten, die lieber Neueinstellungen verhindern, als auf übertarifliche Zulagen zu verzichten. Dies ist eine Geschichte ohne klaren Schuldigen, eine Geschichte voller Verlierer.
Der Geschäftsführer sagt, er habe einen Großteil seines privaten Vermögens in die Firma gesteckt. Das ist weg. Die MitarbeiterInnen bekommen kein Gehalt ausgezahlt, sie erzählen davon, dass sich ein oder zwei schon in psychiatrische Behandlung begeben müssen und davon, dass sie nicht wissen, wie sie bis zum Monatsende kommen sollen.
Bei Prestigeunternehmen wie der Astra-Brauerei springt der Senat ein und übernimmt die Bürgschaft. Bei einer Firma Holzmann steht selbst der Bundeskanzler mit Geld und guten Worten ein. Bei Firmen wie MOT hilft niemand. Denn MOT ist nur eines der kleinen und mittelständischen Betriebe. Und in den Reden der Politik kommen solche Beispiele sowieso nicht vor. Peter Ahrens
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