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KommentarStaatlicher Dealer

■ Warum auch das legale Glücksspiel als Droge anerkannt werden muss

Am Beispiel Glücksspielsucht zeigt sich, wie perfide die Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Suchtmitteln ist. Die Gefahr des Glücksspiels ist staatlicherseits anerkannt, weswegen es grundsätzlich auch verboten ist. Doch die Stadt lizensiert Casinos und kassiert an diesen kräftig mit. Dadurch fördert sie Suchtprobleme ebenso wie ein Tabakkonzern oder ein Dealer, der in St. Georg auf der Straße Marihuana verkauft.

Doch während Spieler das Casino mit Schlips und Anzug betreten und die Sucht oft dezent hinter deren bürgerlichem Äußeren verschwindet, haftet den KonsumentInnen verbotener Stoffe das Stigma des Kriminellen und Verwahrlosten an. Auf solche Leute mit dem Zeigefinger zu zeigen ist leicht, mit ihnen und ihrem Lebensstil hat man nichts zu tun. Viel schwerer ist es dagegen für Leute aus der gesellschaftlichen Mitte, sich die eigene Sucht einzugestehen. Alkoholiker beispielsweise sind nicht nur die Menschen unter der Brücke, sondern auch diejenigen, die jeden Abend vor dem Fernseher ihre fünf Flaschen Bier trinken. Und suchtkrank eben nicht nur Junkies, sondern auch gutverdienende Geschäftsleute, die sich den allabendlichen Casino-Besuch leisten können.

Gäbe es keine illegalen Drogen mehr, wäre Sucht nicht länger als Problem von Randgruppen stigmatisiert – sondern als gesellschaftlich weit verbreitete Krankheit anerkannt. Dann wäre auch Suchthilfe nicht länger ein willkürliches Almosen, um das die Betroffenen betteln müssen – sondern gesundheitspolitisch eine Selbstverständlichkeit.

Elke Spanner

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