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KommentarEndlich transparent?

■ Warum der Abgang von Raddatz dem Schauspielhaus neue Wege ebnet

Nun ist er also weg, der kaufmännische Schauspielhaus-Geschäftsführer Peter F. Raddatz. Und alle heulen auf angesichts der Tatsache, dass er seinen Abgang mit öffentlicher Kritik am Stil von Intendant Stromberg garniert hat. So laut wird über die Form des Abgangs gejammert, dass man darüber fast vergessen könnte, was Raddatz eigentlich gesagt hat. Allzu zügig wurde auch ein Nachfolger präsentiert – mit Jack Kurfess vielleicht nicht zufällig ein alter Bekannter Strombergs.

Nun kann man darüber spekulieren, ob Stromberg tatsächlich so überrascht war, wie er sagt, oder ob er und sein Team nicht eher froh sind, einen von der „alten Garde“ los zu sein. Man kann sich auch darüber wundern, dass Kurfess derart prompt zur Stelle war. Doch all diese Spekulationen vernebeln die Vorteile, die die brisante Situation zweifellos bietet: dass sich einerseits das Schauspielhaus plötzlich und diensteifrig zur Herausgabe von – ansonsten als profan abgelehnten – Zuschauerzahlen bemüßigt sieht und so einen bedeutenden Schritt in Richtung Transparenz vollzieht.

Andererseits könnten Raddatz' als ketzerisch empfundene Äußerungen bewirken, was seit Beginn der Strombergschen Intendanz nur vereinzelt gelang: eine offene, öffentliche Diskussion über die künftige Programmatik des Schauspielhauses. Denn ideologisches und programmatisches Lavieren zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Baumbauer- und Stromberg-Stil ist jetzt nicht mehr möglich: Raddatz ist weg, und Kurfess wird wohl bedingungslos für das Neue stehen.

Petra Schellen

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