Kommentar: Reiz-Reaktion
■ Warum die MediaNight am Montagabend so verlief, wie sie verlaufen musste
Alle sind wieder an ihrem angestammten Platze. Die Floris-tInnen und HafensträßlerInnen stehen vor der Polizeikette und protestieren, der Wirtschaftssenator ist bei den Medienleuten und tut, als sei nichts gewesen, die Polizei reagiert wie gewohnt, die Springer-Presse und die CDU tun dasselbe und sprechen von „brutalen Linksextremisten und Chaoten“ und davon, dass man durch einen Flora-Verkauf kein Problem löse, und die Medienleute trinken ihren Prosecco. Schöne Berechenbarkeit, Reiz-Reaktions-Muster.
Genau das ist der Punkt, den man den Veranstaltern – die Hamburg Messe und die hinter ihr stehende Wirtschaftsbehörde – vorwerfen muss. Es war schon im Vorfeld vollkommen klar, dass dieser Abend diesen Verlauf nehmen musste. Schick und teuer feiern in den Räumlichkeiten, die dem künftigen Rotflora-Käufer Klausmartin Kretschmer gehören. Jeder politische Erstklässler weiß, dass das Zündstoff birgt. Und die Veranstalter wussten das auch, so naiv werden sie nicht sein. Es wissen und es trotzdem durchziehen – das ist zumindest fahrlässig. So macht man sich den Unfrieden in der Stadt selbst.
Kretschmer hat mit dieser Veranstaltung in seinen Räumen und den Umständen, unter denen sie stattfand, das Misstrauen in der Flora-Szene nicht unbedingt verkleinert. Das muss allerdings überhaupt nicht zwangsläufig heißen, dass er auch den Charakter der Flora zu verändern gedenkt. Vielleicht war er nur das, was man Wirtschaftsbehörde und Messe eben nicht attestieren kann: Reichlich naiv. Peter Ahrens
Bericht Seite 22
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